Kleine Schweinswale voraus!

2 Aug

Die in der Nordsee und überwiegend in der westlichen Ostsee beheimateten Schweinswale gehören zu den stark gefährdeten Meeressäugern. Insbesondere Fischernetze, aber auch Offshore-Windparkbaustellen sowie der Boots- und Schiffsverkehr gehören zu den bestandsdezimierenden Faktoren. Auch für den in Planung befindlichen Tunnel unter dem Fehmarnbelt werden durch weiträumige Sedimentverschleppungen sehr negative Auswirkungen u. a. auf den Schweinswalbestand vorausgesagt. Umso erfreulicher – wie auch unerwartet – war eine Begegnung mit Schweinswalen bei einer Seekajaktour im Fehmarnbelt, der zwischen Nord-Fehmarn und der dänischen Küste herführt und eine bedeutsame Seeschifffahrtsstraße ist.

Nachdem der westliche Wind von 3 – 4 Bft auf 1 Bft nachgelassen hat und sich der Wellengang entsprechend beruhigte, tauchte plötzlich ca. 40 m vor dem Kajak die typische Rückenfinne eines Schweinswals auf. Innerhalb der kommenden 15 Minuten tauchte er vielfach in verschiedenen Richtungen rund um das Kajak auf. Während man beim Vorgang des Ausatmens und erneuten Luftholens stets den Kopf und Rücken des kleinen Wals sieht, taucht er fast immer mit stark gekrümmtem Rücken ohne Sichtbarkeit der Schwanzfluke ab.
 
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Nach weiteren zehn Minuten tauchte plötzlich seewärts, ca. 30 m vom Kajak entfernt, eine Gruppe von 5 – 6 Schweinswalen auf. Entsprechend der recht kleinen Rükenfinnen waren offensichtlich zwei Jungtiere dabei. Nach mehrmaligem Auf- und Abtauchen schwamm die Gruppe schließlich außerhalb der Sichtweite, wobei drei Tiere noch mehrmals landseitig gesehen werden konnten.
 
Noch beeindruckender, als der Anblick der Tiere waren die markanten Ausblasgeräusche nach dem Auftauchen. Da ich zu diesem Zeitpunkt in 500 bis 1000 m Abstand vom Ufer alleine in dem Küstengebiet auf dem Wasser war und es aufgrund des abgeflauten Windes recht still war, ist es eine sehr eindrucksvolle halbe Stunde im Umfeld der Tiere gewesen.
 
Bislang kannte ich mich nur recht wenig mit Schweinswalen aus, und so schlaute ich mich am Abend der Begegnung einmal in Wikipedia auf. Nicht schlecht gestaunt habe ich über die Aussage, dass die üblicherweise einzeln oder im Zweierverband ziehenden Tiere bislang nur selten in größeren Gruppen bis zu sieben Tieren beobachtet wurden. Da das Meeresmuseum Stralsund immer dankbar für Sichtungsmeldung zu Forschungs- und Schutzzwecken ist, habe ich die Sichtungsdaten dann auch entsprechend zur Verfügung gestellt.
 
So ist es doch immer wieder  schön, wenn die „alltäglichen“ Trainingsfahrten im Seekajak auf der Werre dann an der Küste zu besonderen, intensiven Momenten über das reine Erlebnis von Weite und Wellen hinaus führen.
 
Bei Interesse:
 
 
Martin Palmer, Juli 2020