Internationaler OceanSport-Cup mit Herforder Beteiligung

26 Jun

Hand in Hand an den Strand

18 Stunden dauerte die Anreise im Sprinter mit Bootsanhänger, dann hatten die beiden Herforder Kanuten Christoph Schröder und Jens Steffen mit anderen deutschen Sportkameraden das lang ersehnte Ziel an der toskanischen Küste erreicht. Übermüdet aber auch von den hervorragenden Bedingungen vor Ort beflügelt wurde sofort nach dem Bezug des schönen Ferienapartments  direkt am Strand die erste Trainingseinheit gepaddelt. Nach hunderten von Trainingskilometern auf der flachen und wellenlosen heimischen Werre fühlten sich die beiden Offshore-Kanuten mit ihren Auslegerbooten (engl. Outrigger = OC) schnell wieder vertraut mit Welle und Wind.

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Grund der langen Reise war die Teilnahme am Allwave-World-Cup-Lauf am kommenden Wochenende. Dafür standen 5 Tage Trainingslager vor Ort an. Täglich blauer Himmel, türkisfarbenes Wasser und ab dem dritten Tag gab es auch Pizza!!! (unglaublich aber in Italien wird der Ofen erst angeheizt wenn auch genügend Gäste Pizza bestellen) -was will man mehr?

Etwa 70 Kilometer kamen so in der Woche zusammen und die über 100 Regatta-Teilnehmer aus vielen europäischen Ländern,  aber auch aus Südafrika, Australien  und Neuseeland, erwarteten am Donnerstagabend bei der Eröffnungszeremonie gespannt auf den endgültigen Regattatermin, denn das Zeitfenster dafür erstreckte sich von Freitag- bis Sonntagmittag. Der Grund dafür war der Regattastreckenverlauf. Anders als bei vielen Rundstrecken-Veranstaltungen wurde hier ein Downwind-Kurs (von A nach B mit möglichst viel Wind- und Wellenrichtung aus dem Rücken der Kanuten) gepaddelt.

Die Entscheidung der Jury den Starttermin auf Sonntagvormittag 11:00 Uhr festzusetzen löste bei allen Sportlern wenig Begeisterung aus, da auch die Heimreise für sonntags geplant war.

So nutzten die beiden Herforder den Freitag für eine 14 Kilometer lange Tour von den Orten Porto di Stefan nach Talamone, die jeweils an den gegenüberliegenden Landzunge der großen Bucht liegen

Am Samstag stand dann die Regeneration mit chillen am Strand, Standup paddeln und testen und vergleichen der OC der „Konkurrenz“ im Vordergrund. Auch die abendliche Eventparty (die natürlich nach der Regatta eingeplant war) lief erwartenden schleppend denn es stand ja noch die Hauptsache aus.

Und dann war es endlich Sonntagmorgen. Und alles war anders als geplant. Grauer Himmel, wolkenverhangen, Regenschauer, Donnergrollen, Wetterleuchten, Schwüle.

Hektik kam beim Veranstalter auf – bei Gewitter konnte unmöglich die Regatta gestartet werden. Es wurde telefoniert, Wetterdaten von der Küstenwache herangezogen und die Smartphones der Teilnehmer standen auch nicht mehr still um sich die neusten Infos von den Wetter-Apps herunter zu laden.

Dann die erlösende Nachricht das die Gewitterfront bis 10:00 Uhr durch ist, der Wind nicht dreht und alles wie geplant laufen kann!

Und so war es dann auch. Über 100 Boote in den Klassen Surfski und OC positionierten sich nebeneinander für den Massenstart am Strand. Startsignal – mit dem Boot unter dem Arm ins Wasser laufen, aufspringen, die Brandungswellen überstehen und möglichst Kollisionen mit anderen Boote entgehen, dann „nur“ noch 22 Kilometer paddeln und möglichst viele Wellen im Wellenritt mitnehmen.

Zunächst ging es die ersten 8 Kilometer aus der Bucht heraus um die Landspitze von Talamone noch mit mäßigem Wind- und Welleneinfluss vorwärts und das Feld der Kanuten driftete zunehmend auseinander. Ein Hubschrauber, nur weniger Meter über dem Wasser, begleitete und filmte die Startphase.

Danach führte die Strecke ca. 9 Km entlang der Steilküste. Spätestens jetzt fuhr jeder Paddler seine eigene Taktik. Der kürzere und direktere Weg führte nah der Steilküste entlang. Doch dort waren die Windverhältnisse nicht so gut und noch entscheidender,  die Wellen liefen dort schräg und durch den Abprall vom steilen Ufer entwickelten sich Kreuzwellen die Surfpassagen fast möglich machten.

Ch. Schröder und J. Steffen wählten den weiteren Weg über die offene See. Die Wellen dort liefen gleichmäßiger, waren höher und auch der Wind unterstützte sie hier besser. Dennoch verloren sich die beiden Herforder Kanuten für lange Zeit völlig aus den Augen.

Erst im letzten Streckenabschnitt, entlang eines naturbelassenen Strandes, entdeckte Steffen etwa 200 Meter voraus und schon deutlich mehr in Strandnähe paddelnden Vereinskameraden wieder.

Unbemerkt mussten sich ihre Routen unterwegs gekreuzt haben. Endlich kam auch in ca. 3 Kilometern Entfernung das bojenmarkierte Ziel in Sicht. Während Steffen weiterhin die bis zu 1,5 Meter hohen Wellen für flotte Surfs nutzen konnte, erreichte Schröder im brandungsnahen Bereich nicht mehr so viel Geschwindigkeit. Um so spektakulärer der Zieleinlauf nach 22 Kilometern. Beide HKK-Kanuten erreichten mit der selben Welle den Strand und liefen, sich an den Händen haltend und unter Applaus durch das Ziel auf dem Strand.

Erschöpft aber glücklich konnten sie sich als 10-platzierte in der OC1-men-Wertung eintragen!

Spät war es geworden, sodass auch die Siegerehrung nicht mehr ihre gebürtige Aufmerksamkeit fand, denn viele Kanuten hatten ihre langen Heimweg bereits angetreten.

Und so traten auch Steffen und Schröder, nachdem wieder alles verstaut und die Boote verladen waren ihre Heimreise ins 1500 Kilometer entfernte Herford an.

Eine sportliche und erfolgreiche Woche ging zu Ende.